Nach der Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist es Zeit, dass wir uns mit dem Leben beschäftigen und wie es entstanden ist, meinte Ferdinand. Zum Leben gehört die Fähigkeit, die Umwelt in der ein oder anderen Weise wahrzunehmen und das eigene Verhalten danach auszurichten, mithin sich anzupassen. Bevor wir uns allen weiteren Fragen widmen, sollten wir klären, ob diese Fähigkeit erst mit dem Leben entstand oder ob sie bereits in der unbelebten Natur angelegt ist.
Fangen wir mit dem an, was wir über die unbelebte Natur herausgearbeitet haben, nämlich, dass sie sich in Strukturen organisiert, die aus Bausteinen beziehungsweise Strukturelementen bestehen. Diese Strukturen sind ihrerseits Bestandteil größerer Strukturen. Allen ist gemeinsam, dass sie samt ihrer Bestandteile in Bewegung sind. Von diesen Bewegungen gehen Wirkungen aus, sei es dadurch, dass sie zur Kollision zweier Objekte führen oder dadurch, dass sie Ursache von Kräften werden, die andere beeinflussen. Da die Kräfte nur eine begrenzte Reichweite haben, erreichen sie auch nur eine begrenzte Zahl anderer Strukturen. Aus Sicht der anderen Strukturen gibt es demnach die Alternative, von einer Kraft beeinflusst zu sein, oder eben nicht. Diese Unterscheidung ist für die Betroffenen eine wichtige Information, eine Information mit binärem Charakter – ja oder nein, betroffen oder nicht betroffen.
Information, das Wort stammt aus dem Latainischen und bedeutet soviel wie formen, bilden, gestalten. Mit Hilfe von Informationen soll also geformt, gebildet, gestaltet werden. Das heißt, der Prozess der Information kann mit der Unterscheidung, ob eine spürbare Wirkung vorhanden ist oder nicht, noch nicht beendet sein. Und tatsächlich, im Falle, dass eine Wirkung vorhanden ist, muss die Struktur, die dieser Wirkung ausgesetzt ist, mit ihr umgehen, sich ihr anpassen. Gelingt eine solche Anpassung nicht, kann das durchaus zu ihrer Zerstörung führen. Trifft zum Beispiel ein Ball auf eine Fensterscheibe, so ensteht eine Wirkung auf diese Fensterscheibe, aber auch auf den Ball. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit besteht darin, dass die Fensterscheibe die aufgezwungene Energie kurzzeitig ertragen und schnell wieder abgeben kann. In diesem Fall bleibt sie uns erhalten. Der Ball würde, nachdem er leicht verformt worden war, zurückspringen und seine alte Form wiederherstellen. Die andere Möglichkeit verschafft dem Glaser Arbeit, denn die zerborstene Scheibe muss ersetzt werden. Da die Struktur des Balls elastischer ist als die der Fensterscheibe, wird er auch diesen Zusammenstoß überstehen. Er wird jedoch nicht zurückspringen, da seine Bewegungsenergie durch die Fensterscheibe genutzt wurde, um die Scherben im Raum zu verteilen.
Informationen besitzen also eine materielle und eine ideelle Seite. Die ideelle Seite ist die Feststellung, dass eine äußere Wirkung vorhanden ist. Mit dieser Feststellung geht die reale Wirkung unmittelbar einher. Sie verlangt genauso unmittelbar nach einer Reaktion, durch die die betroffene Struktur verändert wird. Entweder sie wird zerstört, wie die Fensterscheibe, die zerbirst oder sie verändert ihre Form, wie der Ball, der durch den Aufprall gequetscht wurde. Es sind auch andere Veränderungen, wie die Modifizierung des Tempos oder der Richtung einer Bewegung möglich. In jedem Fall sind die eintretenden Reaktionen mit der Aufnahme oder Abgabe von Energie verbunden. Die durch die Anpassungsreaktion veränderte Struktur wirkt wiederum in veränderter Weise auf die Umwelt. Eine eingeschlagene Fensterscheibe ist nicht mehr in der Lage, Kälte und Wind abzuhalten oder Licht zu reflektieren. Das heißt, die mit der Information verbundene Veränderung führt ihrerseits zu einer veränderten Information an die Umwelt, mithin an Dritte. Diese Dritten müssen nun, so sie dadurch beeinflusst werden, ebenfalls reagieren. Jemand wird die Scherben der Fensterscheibe auffegen müssen. Es entsteht eine Kette von Folgereaktionen, die in einen Fluss ständiger Veränderungen mündet.
Jeder Fluss hat eine Quelle. Wenn man nach dem Ursprung aller Veränderungen und Anpassungen sucht, wird man wohl bis zum Urknall zurückgehen müssen. Kurz nach dem es geknallt hatte, war alles derart mit Energie aufgeladen, dass sich keine Strukturen bilden konnten. Es gab lediglich eine Unmenge von Energiepartikeln, die hektisch durcheinander wirbelten und dabei ständig miteinander kollidierten. Das heißt, mit dem Urknall entstanden zwar bereits Wirkungen, die andere beeinflussten und vielleicht auch zur kurzzeitigen Bildung von Strukturen führten, dies jedoch in einer derart chaotischen Abfolge, dass die dabei entstandenen Informationen sofort wieder durch neue Ereignisse ausgelöscht wurden. Die Informationen blieben, genauso wie die Strukturbildung selbst, flüchtige Erscheinungen.
Durch den Urknall wurde jedoch auch eine Expansionsbewegung auf den Weg gebracht. Mit der Expansion verringerte sich die Häufigkeit der Wechselwirkungen zwischen den Energiepartikeln. Eine gewisse Konsolidierung setzte ein. In diesem Prozess festigte sich die Dominanz der Partikel, die wir als Materie, im Gegensatz zur Antimaterie, bezeichnen. Wahrscheinlich waren sie am Beginn der Konsolidierung zufällig in der Überzahl, was sich unter den veränderten Bedingungen als entscheidend erwies. Bei den Energiepartikeln selbst wurden zwei Tendenzen charakteristisch. Auf der einen Seite gab es jene Energiepartikel, wie Elektronen, Photonen und Neutrinos, die sich als eigenständig existenzfähig behaupteten. Auf der anderen Seite entstanden größere Einheiten, wie Protonen und Neutronen, in denen mehrere Partikel vereint sind. Diese größeren Einheiten nahmen den Spin ihrer Bestandteile auf und begannen eine eigene Rotationsbewegung. Durch die spezielle Art der Energieverwirbelung in ihrem Inneren entstand darüber hinaus ein Sog, der als Anziehungskraft in Erscheinung trat und das entstandene Teilchen zusammenhielt. Bei den Protonen war diese Anziehungskraft so groß, dass sie Neutronen und Elektronen in ihren Bann ziehen konnten, so dass Atome entstanden. Die Bildung dieser größeren Strukturen führte zur Verringerung der Menge an freien Energiepartikeln. Das Chaos der Wechselwirkungen, das die Anfangsphase geprägt hatte, nahm weiter ab. Die Wechselwirkungen verschwanden jedoch nicht völlig, denn auch die neugebildeten Atome verursachten Wirkungen beziehungsweise waren fremden Wirkungen ausgesetzt. Trotzdem hatte sich etwas grundlegend gewandelt, denn die Strukturen, die äußeren Einflüssen ausgesetzt waren, veränderten sich nicht mehr nur flüchtig, sie hatten jetzt längere Zeit Bestand. Die Wirkungen, die diese Anpassungen verursacht hatten, wurden dadurch für längere Zeit in den veränderten Strukturen bewahrt, das heißt gespeichert.
Anfangs bestanden die größeren Strukturen lediglich aus ein oder zwei Protonen, in Ausnahmefällen auch aus dreien, die zusammen mit ebenso vielen Neutronen und Elektronen eine gemeinsames Ganzes bildeten. Wie konnte aus diesen drei Atomarten die Vielfalt der Elemente und ihrer Verbindungen entstehen, die wir heute kennen? Die Atome und Energiepartikel waren nicht gleichmäßig im Raum verteilt. Dort, wo große Mengen von ihnen vorhanden waren und durcheinander wirbelten, konnte ein Sog entstehen, der zu ihrer Zusammenballung führte. Die dabei entstehende räumliche Enge verursachte aufs Neue massenweise Wechselwirkungen, so dass Atomkerne verschmelzen und größere Atome entstehen konnten. Die Zusammenballung von Energie und Masse führte gleichzeitig zur Entstehung größerer Gebilde, von Sternen und Sternensystemen. So gesehen, sind die Strukturierung auf Mikroebene und die Strukturierung auf Makroebene zwei Seiten desselben Prozesses, eines Prozesses, aus dem eines Tages auch unser Sonnensystem hervorging.
Unser Sonnensystem ist, wie alle anderen Strukturen auch, einerseits durch Stabilität gekennzeichnet, zumindest existiert es schon geraume Zeit, und andererseits durch unablässige Veränderungen, die wiederum durch innere wie auch durch äußere Faktoren verursacht werden. So verteilt unsere Sonne freigiebig Energie, ein Vorgang, der nicht nur die Sonne verändert, sondern der auch Auswirkungen auf die sie umrundenden Planeten hat. Veränderungen können aber auch aus den Weiten der Galaxis heraus verursacht werden, denn viele mehr oder weniger unstete Wanderer treiben dort ihr Unwesen. Kommen Kometen oder Asteroide der Sonne oder den Planeten zu nahe, dann ist ein Katastrophe nicht auszuschließen. Natürlich unterliegt auch die Galaxis als Ganzes Veränderungen, die sich auf unser Sonnensystem und damit auf die Erde auswirken können.
Fassen wir zusammen. Informationen resultieren aus Wirkungen auf Strukturen und Bewegungen, die von anderen Strukturen respektive Bewegungen ausgehen. Solche Wirkungen können vorhanden sein oder auch nicht. Dies festzustellen, ist die Basis aller ideellen Prozesse. Ist eine Wirkung vorhanden, macht sie eine Anpassung erforderlich. In Zeiten, da derartige Wirkungen chaotische Züge tragen, ist diese Anpassung flüchtig, das heißt, jederzeit durch neue Anpassungen hinfällig. Ebenso flüchtig sind die mit diesen Wirkungen verbundenen Informationen. Im Laufe der Entwicklung entstanden jedoch stabilere Strukturen, in denen die Anpassung an eine äußere Wirkung durchaus längere Zeit erhalten blieb. Die angepasste Struktur ist dann eine zu Stoff gewordene, das heißt gespeicherte Information über die Wirkung, die sie verursachte. So gesehen, gehören Informationsprozesse untrennbar zur Materie. Sie entwickeln sich in dem Maße weiter, wie auch die Strukturiertheit der Stoffe zunimmt. Da der ideelle Aspekt mitunter als die geistige Sphäre bezeichnet wird, sollte der Begriff des „Geistigen“ allgemein für Strukturen angewandt werden können. Jedenfalls bekämen wir auf diese Weise den „Geist“ in die Flasche.
Quellen:
1) nach wikipedia, Stichwort Information
2) Henning Engeln, Die Kraft der Bindung, GEO kompakt Nr. 31, 2012, Seite 22
3) ebenda, Seite 26
zuletzt geändert: 04.07.2019